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Die FTX-Pleite hat dazu geführt, dass Binance nun die bedeutendste Krypto-Börse ist


Die FTX-Pleite macht die Konkurrentin Binance zur grössten «Kryptobörse» der Welt. Ist auch sie nur auf Sand gebaut?

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Changpeng Zhao will seine Stärke ausspielen und zum neuen Guru der Kryptoszene werden. Der Binance-Boss hat aber bisher mit gezinkten Karten gespielt und wirft mit Steinen, obwohl er im Glashaus sitzt. Der Kollaps schlägt weitere Wellen.

Der Binance-Chef Changpeng Zhao inszeniert sich als neuer Guru der Kryptoszene.

Der FTX-Kollaps schlägt weitere Wellen. Am Mittwoch sind sogar die milliardenschweren Zwillinge Cameron und Tyler Winklevoss in die Brandung geraten und mussten ihr Kryptokreditgeschäft einfrieren. Aus Mangel an Liquidität «haben wir die schwierige Entscheidung getroffen, die Tilgung und Neuvergabe von Darlehen vorübergehend auszusetzen», liess ihr Unternehmen Gemini per Twitter verlauten. Das gelte vor allem auch für das «Renditeprodukt für Privatanleger», heisst es weiter.

Our #1 priority is to serve our clients and preserve their assets. Therefore, in consultation with our professional financial advisors and counsel, we have taken the difficult decision to temporarily suspend redemptions and new loan originations in the lending business.

— Genesis (@GenesisTrading) November 16, 2022

Changpeng Zhao – bisheriger Gewinner der Turbulenzen

Da der schon länger in Schwierigkeiten steckende Konkurrent Blockfi kurz vor der Insolvenz zu stehen scheint, droht die Gesamtzahl der Verlierer des jüngsten Megaskandals in der Kryptowelt noch einmal deutlich zuzunehmen. Hingegen kennt er bis anhin vor allem einen Gewinner: Changpeng Zhao. CZ, wie der Mitbegründer und der Chef des inzwischen weltweit mit deutlichem Abstand führenden Kryptobrokers Binance auch genannt wird, scheint sich auf die Schnelle zum neuen Guru der Szene mausern zu wollen.

Nachdem sich der Ruf des früheren «Krypto-Messias» Sam Bankman-Fried im Rahmen des FTX-Debakels in heisse Luft aufgelöst hatte, lancierte Zhao in den vergangenen Tagen eine Reihe von Tweets und Kommentaren, die offensichtlich sein Standing als neues Sprachrohr der Szene untermauern sollen. Am Montag kulminierte diese Kommunikationsoffensive in der Ankündigung, einen Fonds aufzubauen, der künftig Kryptofirmen unter die Arme greifen sollte, die «trotz aussichtsreichen Geschäftsmodellen» in eine Krise geraten seien – allerdings ohne dass er konkreter geworden wäre.

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Beginn der Corona-Krise

Genau das hat sofort Kritiker auf den Plan gerufen. «Es ist interessant. Jedes Mal wenn es einen Crash gibt in Krypto-Land oder wenn nach betrügerischem Handeln Rettung nötig wird, spielt sich ein anderer Krypto-Betrüger als Samariter auf», ätzen Nutzer in den sozialen Netzwerken zynisch. Sie spielen damit auf die Beobachtung an, dass es schon in der Vergangenheit immer wieder beachtliche Differenzen gegeben zu haben scheint zwischen dem, was CZ nach aussen verlautbarte, und dem, was er mit seinem Unternehmen schliesslich umgesetzt oder im Zweifel unterlassen hat.

Schön reden – zum eigenen Vorteil handeln

Tatsächlich betonte Binance in der Öffentlichkeit regelmässig, gut und gewissenhaft mit staatlichen Aufsichtsbehörden zusammenzuarbeiten, um illegale, unlautere oder gar kriminelle Aktivitäten wie zum Beispiel die Geldwäsche in grossem Stil zu verhindern. Gleichzeitig aber gab und gibt es deutliche Hinweise darauf, dass das Unternehmen entscheidende Informationen zurückgehalten, die Solidität seiner Kunden nur unzureichend überprüft und sogar entgegen den Empfehlungen der eigenen Compliance-Abteilung agiert hat.

There are honest mistakes you can recover from.

But once your credibility is gone, you are done.

— CZ 🔶 Binance (@cz_binance) November 16, 2022

Bis heute strebt Binance offensichtlich zügiges Wachstum um jeden Preis an und ignoriert viele der Regeln, die den Handlungsrahmen traditioneller Finanzunternehmen und der Kryptokonkurrenten entscheidend einschränken. So kann das Unternehmen im Rahmen seiner undurchsichtigen Struktur Kunden über das Internet in vielen Ländern Finanzprodukte und Dienstleistungen anbieten, die es dort eigentlich nicht vertreiben dürfte. Faktisch ist heute nicht klar, wo Binance seinen Hauptsitz hat und an wen sich unzufriedene oder gar betrogene Kunden mit viel Aufwand wenden könnten, falls sie zum Beispiel juristisch etwas gegen die Firma unternehmen wollten.

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Reserven, (fiktiver) Gegenwert in Milliarden Dollar

Offensichtlich hat das auch mit einer wechselhaften Vergangenheit zu tun. Tatsächlich hatte Changpeng Zhao Binance im Jahr 2017 in Schanghai mit dem Anspruch gegründet, einen globalen Markt für kleinere Kryptowährungen zu schaffen, die vom damaligen Bitcoin-Boom profitieren sollten. Nach der Platzierung eigener Coins im Gegenwert von 12 Millionen Dollar ist es ihm von dort aus in wenigen Wochen gelungen, Hunderttausende Kunden in China, Japan und den USA zu gewinnen, die sich damals einfach nur unter Angabe einer E-Mail-Adresse für den Handel mit Kryptowerten registrieren konnten.

Als Peking kurze Zeit später gegen das Geschäft mit Kryptowährungen vorging, weil dieses «die Wirtschafts- und Finanzordnung im Land der Mitte ernsthaft störte», operierte Binance zunächst unter dem Dach einer heute umstrittenen Holdinggesellschaft auf den Cayman-Inseln aus Japan heraus, bevor auch dort der Boden für finanzielle Aktivitäten ohne regulatorische Zulassung zu heiss wurde. Daraufhin fasste Zhao zunächst Malta als Standort für seine Aktivitäten ins Auge, aber da selbst dort die Geldwäschebestimmungen und die Anforderungen an die Offenlegung gewisser Kundendaten für ihn zu streng waren, kam es schliesslich doch nicht zum Spruch.

Wachstum um jeden Preis – nicht ohne Reibungsverluste

In der Zwischenzeit war Binance mit fast 8 Millionen Nutzern und hohem Handelsvolumen zur grössten «Kryptobörse» der Welt herangewachsen, die nicht nur ihr Produktangebot immer weiter ausweitete, sondern die auch versuchte, durch die Gründung lokaler Einheiten auf legalem Weg an Kundeneinlagen heranzukommen. Zhao glaubte, auf diese Weise Legionen von Menschen ansprechen zu können, die noch keine Kryptowährung besassen, und machte entsprechende Wachstumschancen aus.

Allerdings lief das nicht ohne Reibungsverluste ab. In Liechtenstein und in München etwa sprangen bald die einheimischen Partner ab, weil sie die Verletzung von Sorgfaltspflichten und regulatorischen Anforderungen, falsche Angaben gegenüber den Behörden oder gar ungewöhnliches, sprunghaftes Verhalten beim Binance-Management ausgemacht haben wollten.

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Ohnehin war Binance schon vor dem abrupten Absturz von FTX ins «regulatorische» Fadenkreuz geraten, nachdem das Unternehmen aufgrund des unkonventionellen operativen Gebarens vor allem auch während der Pandemie unheimlich gewachsen war und im Rahmen des Booms bis zu 400 Milliarden Dollar monatlich umgesetzt hatte. Die amerikanischen Steuerbehörden sind alarmiert, und schon vor einer Weile warnten die amerikanische Finanzministerin Janet Yellen sowie die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, vor den Umtrieben im Kryptobereich. Schon im August des vergangenen Jahres hatte die niederländische Notenbank ausdrücklich moniert, Binance halte die Gesetze zur Verhinderung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung nicht ein.

So mag sich Changpeng Zhao in diesen Tagen als Markt- und Meinungsführer der Kryptoszene gebärden und beispielsweise vorschlagen, die «Kryptobörsen» sollten das Vertrauen der Anleger mit offengelegten Vermögensbilanzen zurückgewinnen. Das sollte in seinen Augen verhindern, dass sich so etwas wie jüngst die FTX-Pleite wiederholt. Doch wer im Glashaus sitzt, wirft besser nicht mit Steinen. Schliesslich zeigt der oberflächliche Blick auf die Bilanz von Binance selbst, dass sich dort beachtliche Risiken ausmachen lassen.

Die Reserven von Binance – nicht über alle Zweifel erhaben

Immerhin besteht diese zu einem Fünftel aus dem Stablecoin Tether, dessen Wert wegen der Intransparenz in Bezug auf die hinterlegten Sicherheiten höchst umstritten ist. Zudem setzt sie sich zur Hälfte aus angeblichen Kryptovermögenswerten wie etwa Bitcoin, Ethereum, vielen kleineren Coins und zu knapp 10 Prozent aus einem selbst kreierten Binance-Coin zusammen. Wer bestimmt, was sie sind und welchen Wert sie haben? Wie die Erfahrung zeigt, können die Kurse von Bitcoin, Ethereum und Co. in kurzer Zeit sehr stark schwanken und sind entsprechend riskant.

Bei der Binance-Coin dagegen ist nur klar, dass der Börsenwert Anfang des vergangenen Jahres in kurzer Zeit allem Anschein nach grundlos stark gestiegen ist und dass es seitdem im Trend eher nach unten als nach oben geht. Der Inhaber ist weder Anteilseigner von Binance, noch hat er einen Einfluss auf dessen Management. Was also bestimmt seinen Wert und wer wollte einen «grundlosen Ausverkauf» ausschliessen?

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Author: Brian James

Last Updated: 1699167482

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